Rückblick: Quartierinformation Gundeli und Grossbasel Ost

Öffentliche Präsentation zum Tramnetz 2030 mit Fokus auf der Margarethenverbindung und dem Gleisabzweiger bei der Haltestelle IWB.

Rückblick Quartierinformation im Gundeli

Rückblick Quartierinformation im Gundeli

Am 24. November 2025 fand in der Halle 7 des Gundeldingerfelds die Quartierinformation zum Tramnetz 2030 statt. Viele Anwohnende aus dem Gundeli und aus Grossbasel Ost nutzten die Gelegenheit, sich über die kommenden Projekte zu informieren, Fragen zu stellen und ihre Anliegen einzubringen.

Im Zentrum standen nebst dem ganzen Tramnetz 2030 zwei Themen: die Margarethenverbindung und der Gleisabzweiger bei der Haltestelle IWB. Beide Vorhaben wurden ausführlich vorgestellt.

Die Präsentation des Abends können Sie hier herunterladen.

Die Margarethenverbindung – ein entscheidender Schritt fürs Tramnetz

Anhand der Präsentation wurde deutlich, wie wichtig dieses Projekt für das gesamte Netz ist.

Die Margarethenverbindung…

  • entlastet die Innenstadt-Achse, weil die Linie 17 künftig direkt via Margarethenverbindung zum Bahnhof SBB und weiter zum Badischen Bahnhof fährt.
  • reduziert den Autoverkehr im  Gundeli, weil die Zeiten mit dem ÖV deutlich konkurrenzfähiger werden.
  • verbessert die Anbindung des Gundelis, das neu zusätzliche Direktverbindungen erhält – etwa zum Wettsteinplatz und zum Badischen Bahnhof.
  • ermöglicht die Begrünung der Heuwaage dank Aufhebung der Tramwendeschlaufe.
  •  schafft eine schnelle, direkte Verbindung zwischen dem Leimental, dem Bahnhof SBB und dem Wettsteinplatz, inklusive markanter Reisezeitverkürzungen.

 

Der Gleisabzweiger bei der Haltestelle IWB – flexibel im Störungsfall

Der zweite Schwerpunkt war der neue Gleisabzweiger Margarethen-/Güterstrasse. Dieser kleine, aber wichtige Eingriff sorgt dafür, dass Trams bei Streckenunterbrüchen im Umfeld der Margarethenbrücke flexibler umgeleitet werden können. Das Gundeli und Binningen bleiben dadurch auch bei Störungen gut erschlossen.

Ein aktiver Abend mit angeregter Diskussion

Das Interesse war gross: Zahlreiche Fragen wurden gestellt – sowohl zum Tramnetz 2030 als Ganzes, als auch zu einzelnen Projekten. Auch die Linienführung und politische Prozesse wurden thematisiert.

Nachfolgend finden Sie alle eingegangenen Fragen sowie die dazugehörigen Antworten zum Nachlesen:

Fragen und Antworten an Quartierinformation im Gundeli

Wann wird das Projekt Margarethenverbindung an den Grossen Rat überwiesen?

Aktuell gehen wir davon aus, dass die Regierung den Ratschlag für die Margarethenverbindung im ersten Quartal 2026 dem Grossen Rat vorlegen kann.

Rechnen Sie mit einem Referendum beim Projekt Margarethen­verbindung?

In der politischen Beratung des dritten Berichts zur Tramnetzentwicklung wurde die Möglichkeit von einem Referendum von zwei Parteien erwähnt. Es kann daher sein, dass es zu einem Referendum kommen wird.

Könnten Einsprachen das Projekt Margarethenverbindung noch verzögern?

Gegen das technische Projekt kann durch die Betroffenen nicht mehr eingesprochen werden (Baubewilligung liegt vor, die Margarethenverbindung ist das dritte Element davon, die anderen beiden Projekte – Haltestellen Dorenbach und Margarethen – wurden bereits mit dieser Baubewilligung realisiert).

Hingegen kann das Stimmvolk in Basel-Stadt gegen die Finanzierung (Ratschlag) das Referendum ergreifen.

Der Margarethenstich wurde von der Bevölkerung abgelehnt. Wäre die Innere Margarethenstrasse eine mögliche Alternative?

Eine Streckenführung durch die Binningerstrasse zur Inneren Margarethenstrasse wurde mittels sogenannter Multikörper-Simulation geprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass eine solche Gleisverbindung nicht umsetzbar ist – weder als Betriebsgleis und erst recht nicht als Regelverbindung. Der Radius, kombiniert mit der Steigung ist dafür zu eng, es besteht die Gefahr, dass die Trams entgleisen würden.

Der Centralbahnplatz ist während der Fasnacht stark belastet mit dem Umleitungsverkehr und kann keine weitere Linie aufnehmen (Fasnacht).

Die BVB passt die Planung der Umleitungen während der Fasnacht jeweils an die Gegebenheiten an. Nächstes Jahr wird die BVB für die Fasnacht ein neues Konzept testen um die Belastung des Centralbahnplatzes zu reduzieren. Zudem ermöglicht der Gleisabzweiger Margarethenstrasse – Güterstrasse ebenfalls neue Umleitungsmöglichkeiten während der Fasnacht.

Die Begrünung der Heuwaage wäre heute schon möglich (Rasengleis).

Rasengleis bietet ökologisch gesehen nur einen bedingten Mehrwert. Es bietet zwar eine oberflächige Entsiegelung, darunter befindet sich aber eine dicke Betonschicht im Boden. Die Begrünung, die durch die Aufhebung der Tramwendeschlaufe möglich wird, hat eine ganz andere Dimension als dies ein Rasengleis hätte. Das Potenzial vergrössert sich mit der Aufhebung der Schlaufe von 1600 m2 auf 3600 m2. Wenn die Wendeschlaufe aufrechterhalten wird, muss diese für die Trams befahrbar bleiben, was die Nutzung und Gestaltung des Platzes sehr einschränkt. Baumpflanzungen wären zum Beispiel aufgrund der Fahrleitungen nicht überall möglich. Diese ermöglichen aber einen wesentlich höheren Beitrag zur Beschattung und Kühlung im Sommer..

Bremst der 10er, mit Halt an jeder Leimental-Haltestelle, nicht die S17 aus?

Da das S-Tram 17 zwischen Ettingen und Basel nur an den wichtigsten Haltestellen hält, gewinnt es ca. 4 Minuten Fahrzeit. Zwischen zwei Trams der Linie 10 beträgt der Abstand jeweils 7,5 Minuten. Das S-Tram 17 kann somit in Ettingen kurz vor einem Tram der Linie 10 abfahren und holt bis Basel (Dorenbach) trotz der kürzeren Fahrzeit das vordere Tram der Linie 10 nicht ein. Der Betrieb der langsamen Linie 10 und der schnellen Linie 17 ist also auf derselben Strecke möglich, ohne dass sich die Trams gegenseitig überholen müssen.

Wann wird das Projekt Tram Petersgraben an den Grossen Rat überwiesen?

Die Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission des Grossen Rates ist bei ihrer Beratung zum dritten Bericht zur Tramnetzentwicklung zum Schluss gekommen, dass die Tramverbindung durch den Claragraben mehr Unterstützung geniessen dürfte als jene durch den Petersgraben und das Tram Claragraben zeitlich entsprechend zu priorisieren sei. Der Grosse Rat ist der Kommission anschliessend gefolgt. Zudem kam die UVEK zum Schluss, dass das Tram Petersgraben zugunsten von mehr Grün/Bäumen und der Prüfung eines Leitungstunnels überarbeitet werden soll. Entsprechend wird der Ratschlag für das Tram Petersgraben im Anschluss an die Beratung des Tram Claragrabens folgen. Baustart ist – Stand heute – nicht vor 2032 realistisch.

Wo biegt das Tram Richtung St.Johann wieder aus der Spitalstrasse in die heutige Strecke ein?

Die Streckenführung ist durch die Spitalstrasse, Schanzenstrasse in die St. Johanns Vorstadt vorgesehen.

Mit der Verlegung der Tramgleise von der St. Johanns-Vorstadt in die Spitalstrasse wird das USB und der Campus Gesundheit besser angebunden und für die weitere Entwicklung des Tramnetz aufwärtskompatibel gemacht. Ausserdem wird die St. Johanns-Vorstadt vom Tramverkehr entlastet und es entsteht mehr Platz für den Fuss- und Veloverkehr.

Wenn der neue 12er durch die Spitalstrasse fährt, was passiert mit dem 36 er-Bus?

Das Busliniennetz wird kontinuierlich überprüft und bei Bedarf angepasst, sei es aufgrund von Arealentwicklungen, grossen Angebotsänderungen oder dem Fortschreiten der Tramnetzentwicklung.

Ist es sinnvoll, neben den bestehenden Buslinien zusätzlich ein Tram durch die Spitalstrasse zu führen?

Im Rahmen der Vorstudie zur Verlegung des Trams in die Spitalstrasse wurde geprüft, ob genügend Kapazität für die Trams und die Busse besteht. Die Machbarkeit wurde für das bestehende Busnetz bestätigt. 

Aktuell wird das Vorprojekt erarbeitet. Im Rahmen dessen wird die Frage nochmals vertieft untersucht. Zudem wird das Busliniennetz kontinuierlich überprüft und bei Bedarf angepasst.

Wieso gibt es keine Kaphaltestelle in der Margarethenstrasse in Richtung Binningen?

Um eine Kaphaltestelle in der Margarethenstrasse einzurichten, müssten die Gleise komplett in einer anderen Gleislage verlegt werden mit aufwändigen baulichen Anpassungen der Umgebung und negativen Auswirkungen auf alle Verkehrsteilnehmenden. Auch für das Tram wäre die Lösung nachteilig, weil das Tram aus Platzgründen gemeinsam mit dem motorisierten Verkehr im Mischbetrieb fahren müsste.

Nach der Fertigstellung der neuen Margarethenbrücke mit der Haltestelle in der Mitte der Brücke soll die Haltestelle IWB aufgehoben werden, da die Haltestellen dann sehr nahe beieinanderliegen. Deshalb ist es nicht sinnvoll für die Übergangszeit aufwändige und teure Anpassungen zu tätigen, die zusätzlich weitere Nachteile für alle Verkehrsteilnehmende aufweist.

Warum rechnen Sie dank der vier Tramprojekte mit einem besseren Verkehrsfluss in der Innenstadt? Die Anzahl der Reisenden von und in die Innenstadt dürfte doch mindestens gleich bleiben. Bedeutet das nicht weiterhin gleich viele Trams? 

Heute fahren sieben Linien auf der Strecke zwischen Barfüsserplatz und Schifflände. Mit dem Tramnetz 2030 sind es nur noch fünf. Dies führt zu einer Entlastung und zu weniger Trams auf der zentralen Achse. 

Die Passagiere der Linien, die nicht mehr durch diese Achse fahren gelangen aber auch mit dem Tramnetz 2030 an den Bankverein, das Kunstmuseum, das Theater oder den Barfüsserplatz (Haltestelle, an der heute der 3er hält) und sind damit an die Innenstadt angeschlossen. Wenn nötig können sie umsteigen. Es werden also gleich viele Reisende in der Innenstadt unterwegs sein, jedoch verteilt auf andere Routen oder sie werden an anderen Haltestellen aus- und umsteigen.

Wann kommt die neue Margarethenbrücke samt neuer Haltestelle?

Ziel der SBB und des Kantons Basel-Stadt ist es den Neubau der Margarethenbrücke und des Perronzugangs Margarethen, wenn immer möglich, gemeinsam in den 30er-Jahren umzusetzen. Frühestmöglicher Baustart ist gemäss aktueller Einschätzung 2034. 

Lohnt sich die grosse Investition der SBB beim Neubau der Margarethenbrücke überhaupt, wenn die Margarethenverbindung nicht kommt?

Die Margarethenbrücke muss auf jeden Fall erneuert werden. 

Gründe sind die heute geltenden statischen Normen und die Anforderungen des langfristigen Bahnausbaus. Der Kanton Basel-Stadt möchte zudem eine sichere und komfortable Veloverbindung über die Brücke realisieren sowie eine barrierefreie, rasch erreichbare Tramhaltestelle in der Brückenmitte. Ausserdem ist ein Perronzugang zu allen Perrons geplant. Dies ermöglicht eine deutlich bessere Verteilung der Personenströme zu den Gleisen. 

Die Margarethenbrücke ist also auch dann ein wichtiger Bestandteil der Planungen rund um den Bahnhof SBB, wenn die Margarethenverbindung abgelehnt werden sollte..

Hat der Neubau der Margarethenbrücke Einfluss auf den Tramverkehr?

Aktuell vorgesehen ist der Bau einer Hilfsbrücke, über die das Tram und auch der restliche Verkehr während der mehrjährigen Bauzeit fahren kann. Es wird jedoch Bauphasen geben, in welchen der Tramverkehr über die Brücke gesperrt werden muss, damit die Hilfsbrücke und nach Fertigstellung die neue Brücke an das bestehende Verkehrsnetz angeschlossen werden können. In dieser Zeit braucht es gute Umfahrungsmöglichkeiten, die mit dem Gleisabzweiger von der Margarethenstrasse in die Güterstrasse ermöglicht werden. So können die Linie 2, 16 und das S-Tram 17 während der Sperrung über die Güterstrasse umgeleitet werden. Das Gundeli und Binningen bleiben dadurch gut erschlossen und an die Innenstadt angebunden.

Wie kommentieren sie die Initiative “Go Basel Go”? Fördert diese das Tram oder läutet sie die Abschaffung des Basler Trams ein?

Zur Initiative wird sich der Regierungsrat zu gegebener Zeit äussern. Seitens Kanton treiben wir aktuell das Tramnetz 2030 voran, das ebenfalls dazu beitragen wird, die Innenstadt vom Tramverkehr zu entlasten.

An das Tram werden höhere Sicherheitsanforderungen gestellt als an den Bus und alle anderen Transportmittel. Warum?

Trams sind in der Schweiz formal Eisenbahnen, welche der Gesetzgebung für Eisenbahnen des Bundes unterliegen. Dies erhöht die Sicherheitsanforderungen an das Tram.

Es ist richtig, dass beim gewerbsmässigen Personentransport höhere Anforderungen an die Sicherheit gelten als beim privaten Verkehr. Die Überprüfung der Busse durch die Motorfahrzeugkontrolle MFK erfolgt häufiger und das Fahrpersonal von Tram und Bus muss strengere Anforderungen an die Gesundheit und die Aus- und Weiterbildung erfüllen. Diese Vorgaben haben alle das Ziel den Verkehr so sicher wie möglich zu gestalten. 

Die Aufhebung der Doppelhaltestellen hat den Verkehrsfluss der Tramlinien deutlich verschlechtert. In anderen Städten wird weiterhin klar auf Doppelhaltestellen gesetzt. Eine gute Kommunikation der Fahrzeugfolge kann zusätzlich helfen.

Doppelhaltestellen, an denen zwei Trams hintereinander halten können, erschweren das Einsteigen, da oft erst spät ersichtlich ist, wo welches Tram hält. Vor der Einführung der Einfachhaltestellen haben das BVD und die Transportunternehmen 2019 einen Praxistest durchgeführt. Dieser hat aufgezeigt, dass es betrieblich möglich ist, in der Innenstadt auf Doppelhaltestellen zu verzichten. Die Einfachhaltestellen haben in der Bevölkerung einen sehr hohen Zuspruch erhalten: Drei Viertel der Fahrgäste bevorzugten Einfachhaltestellen wegen des einfachen, bequemen und sicheren Einstiegs. Hingegen verlängerte sich die Fahrzeit durch die Innenstadt je nach Abschnitt und Tageszeit um durchschnittlich bis zu 50 Sekunden, insbesondere rund um den Steinenberg. 

Der Regierungsrat bewertete den positiven Nutzen für die Fahrgäste höher als den Zeitverlust. Deshalb wurden die Einfachhaltestellen auf 2021 definitiv eingeführt und es gibt keinen Anlass von diesem Entscheid abzuweichen. Mit der Entlastung der zentralen Innenstadt-Achse durch weniger Tramlinien sollte sich die gegenseitige Behinderung verringern und eine Beschleunigung möglich sein.

Der Tramverkehr soll nicht durch weitere 30er-Zonen ausgebremst werden.

Die Einführung von weiteren Tempo-30-Zonen ist eine politische Forderung des Grossen Rates (Motion Fuhrer). Zurzeit erarbeitet das Bau- und Verkehrsdepartement einen entsprechenden Umsetzungsbericht. Der Regierungsrat wird zur gegebenen Zeit darüber informieren.

Welchen Einfluss wird das Herzstück Basel künftig auf die Linienführung haben?

Die Umsetzung des Herzstückes ist ein Generationenprojekt, bis zu dessen Inbetriebnahme es noch längere Zeit dauern wird. Deshalb ist es noch zu früh, um den konkreten Einfluss des Herzstückes auf die Linienführung abzuschätzen.

Grundsätzlich ergänzen sich S-Bahn-, Tram- und Busnetz gegenseitig. Die S-Bahnlinien bringen die grossen Pendlerströme aus der Region nach Basel. Innerhalb der Stadt kommt den Tram- und Buslinien die Feinverteilung und Erschliessung der Stadtquartiere zu. 

Die Feinerschliessung innerhalb der Stadt Basel und der nahen Vorortsgemeinden braucht es auch mit dem Herzstück, weshalb das Tram auch langfristig von Bedeutung ist. In seinem Gutachten zu Verkehr 45 betont entsprechend auch ETH-Professor Ulrich Weidmann die Wichtigkeit des Trams und der weiteren Tramnetzentwicklung für Basel.